Remember-9th-of-November

Wir müssen bereits den Worten Widerstand leisten

Vor 82 Jahren stürmten die Nazis Synagogen, jüdische Betstuben, Geschäfte, Häuser, zerstörten das Hab und Gut dieser Menschen und töteten allein vom 07. bis 13. November über 800 Juden in Deutschland. Das Verbrechen der Worte, der gesäte Hass, der bisher mündlich propagierte Antisemitismus wurde als grausame Gewalttaten umgesetzt. Diese Taten geschahen nicht kontextlos, sie waren zentral geleitet, systematisch und gezielt.

Auch in Wilhelmshaven wurde in der Nacht vom 09. auf den 10. November die hiesige Synagoge in Brand gesetzt und am 10. November vollends zerstört. Besitz wurde verwüstet und gestohlen. Unsere jüdischen Mitmenschen wurden angegriffen und aus ihren Häusern getrieben und einige schließlich ins KZ Sachsenhausen deportiert.

Auch in Wilhelmshaven hat ein Großteil der jüdischen Gemeinde diese Nacht und ihre Folgen nicht überlebt.

Wir dürfen nie vergessen: Worte bleiben nicht Worte, sie werden zu Taten. Wir dürfen den Hass nicht zulassen – nicht in der Kneipe, nicht im Büro, nicht auf der Straße, nicht im Wohnzimmer, nicht auf Social Media und nicht in unseren Parlamenten.

82 Jahre später sitzen Rechtspopulist*innen wieder in unseren Parlamenten und schwingen Hassreden gegen Juden, Muslime, Geflüchtete, Migrant*innen, Frauen*, Homosexuelle, Transsexuelle und alle anderen Gruppen, die die rechten Parteien in ihrem faschistischen Weltbild zum Sündenbock machen wollen. Sie hetzen die Menschen gezielt gegeneinander auf und bieten ihnen scheinbar einfache Lösungen für komplexe Probleme.

Auch in Wilhelmshaven sitzt die AfD im Stadtrat und darf öffentlich ihren niederträchtigen Populismus aussprechen. Faschist*innen wie Björn Höcke bekommen öffentliche Plattformen für ihren Geschichtsrevisionismus und Menschenhass und dürfen in öffentlich-rechtlichen Sommerinterviews ihre Selbstdarstellung zelebrieren. Sie mischen sich unter so genannte „Querdenker“ und wollen den Reichstag mit ihren Flaggen befallen. Das muss ein Ende haben! Diese Menschen und ihr Hass müssen wieder raus aus den Parlamenten. Sie müssen raus aus unseren Köpfen. Die Sprache hat auch jetzt bereits Taten gesät: der Anschlag auf eine Synagoge in Halle wurde mit einem ganz klar antisemitischen Motiv verübt. Der Mord an Walter Lübke und das Attentat in Hanau sind nur weitere Zeichen, dass auch bei uns die Zeit des Redens schon vorbei ist.

Als Zeichen, dass wir die Opfer des 09. Novembers 1938 und die Verbrechen der NS-Zeit nicht vergessen haben, fordern wir deshalb alle Menschen in Wilhelmshaven und umzu dazu auf, heute Abend eine Kerze oder ein anderes Licht ins Fenster zu stellen. Lasst uns sichtbar erinnern. Lasst uns heute Nacht in Stille für ein „Nie Wieder!“ leuchten. Und lasst es uns auch genau so meinen.

 

Bilder des Gedenkens

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Lied der Moorsoldaten

Lied der Moorsoldaten

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Rede von Hanni Lévy vom 27.01.2018

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Von Désirée Buchinger

Désirée Buchinger ist politische Gewerkschaftssekretärin beim Deutschen Gewerkschaftsbund und studierte Germanistin/Anglistin. Nach Gründung und zehnjähriger Vorstandsarbeit eines gemeinnützigen Vereins zur Bildungsunterstützung von Familien ohne entsprechende Mittel und Flüchtlingshilfe (BiNe Mainz e.V.) setzt sie ihr Engagement im Kampf gegen Faschismus, Rechts und Diskriminierung seit 2020 im Sprechenden-Rat des 'Antifaschistischen Netzwerkes Wilhelmshaven Umzu' fort.

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